Vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedrohungslage für muslimisch gelesene Menschen in Deutschland beteiligt sich die aej als Trägerin im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit vom 19. Juni bis zum 1. Juli an den Aktionswochen gegen antimuslimischen Rassismus der CLAIM-Allianz und setzt sich damit für eine offene, solidarische und tolerante Gesellschaft ein.

Dass dieser Einsatz gegen menschenfeindliche Denkweisen traurige Relevanz hat, zeigt ein Fall aus dem direktem Umfeld der aej. Erst vor wenigen Wochen wurde an der größten Moschee Hannovers am Weidendamm gleich zwei Brandanschläge verübt, zeitgleich zum 30. Jahrestag des rechtsextremen Brandanschlags in Solingen.

Dieser Angriff geschah nicht nur in nächster Nähe zur aej-Geschäftsstelle, sondern auch an einem Ort, der in der Vergangenheit bereits Begegnungsstätte für muslimische und evangelische Jugendverbandler*innen war.

Nährboden für diese Taten sind gesellschaftliche Debatten, die sich etwa in den rassistischen Aussagen des Springer-Chefs Mathias Döpfner niederschlagen (Berichterstattung April 2023). Dies ist leider nur ein prominentes Beispiel unter Vielen, wie stark diskriminierende und menschenfeindliche Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft präsent sind.

So wurden in den letzten drei Jahren, allein in Hannover, in Nähe einer Moschee ein Koran verbrannt (2020), kam es zu Volksverhetzung an einer weiteren Moschee (2020), wurde ein rassistischer Brief an eine Moschee geschickt (2021) und sogar Tafeln von Gräbern muslimischer Kinder wurden zerstört (2022).

Vorfälle wie diese geschahen und geschehen auch in anderen deutschen Städten. Unklar bleibt, wie viele Bedrohungen, Übergriffe und weitere Straftaten bisher gar nicht gemeldet wurden.

Neben aller Betroffenheit muss jedoch gesagt werden: Es handelt sich nicht um Einzelfälle, denn statistisch wird in Deutschland jede Woche eine Moschee angegriffen. 62 Angriffe auf Moscheen hat das Bundeskriminalamt allein für das Jahr 2022 verzeichnet.

Dabei betonen Initiativen wie #brandeilig immer wieder, wie hoch die Dunkelziffer ist. Da Betroffene damit rechnen müssen, dass die Anzeige keine Konsequenzen hat, werden die meisten Fälle nicht gemeldet werden. Es mangelt an medialer und politischer Aufmerksamkeit sowie an Solidaritätsbekundungen. Ermittlungen laufen oft ins Leere und selbst Versicherungen übernehmen den Schaden meist nicht.

Häufig sind auch muslimische Jugendliche von diesen Angriffen nachhaltig betroffen, denn die Moscheen sind für sie neben Gebetsstätten auch Versammlungs-, Lern- und Freizeitorte. Es sind geschützte Orte, an denen sich junge Menschen entfalten können. Mit den Angriffen ist dieses Sicherheitsgefühl nun erneut zurückgegangen.

Michael Peters, Generalsekretär der aej, ruft deshalb zur jugendverbandlichen Solidarität auf: „Wenn junge Menschen, Musliminnen und Muslime, derartigen Anfeindungen ausgesetzt sind, dann müssen und werden wir uns als evangelische Jugendverbandler*innen mit all unseren Möglichkeiten solidarisch zeigen.“

Anlässlich der Aktionswochen gegen antimuslimischen Rassismus positioniert sich die aej deshalb deutlich und fordert: Politik und Gesellschaft müssen Haltung zeigen und sich mit muslimisch gelesenen Menschen und Institutionen solidarisieren. Dazu gehört, auf vorhandene Missstände hinzuweisen und aktiv zu handeln.

Mehr über die Aktionswochen gegen antimuslimischen Rassismus auf https://www.allianzgegenhass.de/.

Pressebericht zum Brandanschlag an der Moschee am Weidendamm: tagesschau.de | Niedersachsen: Zweites Feuer an türkischer Moschee

Website der Initiative #brandeilig: https://brandeilig.org/

Hannover, 19. Juni 2023
Julius Plumeyer
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Die aej vertritt als Dachorganisation die Interessen der Evangelischen Jugend in Deutschland auf Bundesebene. 32 Mitgliedsorganisationen und acht außerordentliche Mitglieder arbeiten hier zusammen. Unter dem Leitbild Orientierung an Christus – Vielfalt als Chance – Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen prägt Evangelische Jugend den persönlichen Glauben an Gott, verwirklicht Gerechtigkeit zwischen Menschen, Geschlechtern und Generationen und zeigt Wege in eine Welt voller Vielfalt auf. Evangelische Jugend schafft Räume für die Partizipation junger Menschen in Kirche, Politik und Gesellschaft und beteiligt sich an allen Entscheidungen, die junge Menschen betreffen.

Die aej ist Trägerin im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit. Als Netzwerk bündelt es Expertise zum Themenfeld Islam- und Muslimfeindlichkeit und antimuslimischem Rassismus und stellt diese Expertise Bildung, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zur Verfügung. Das Ziel: antimuslimischen Rassismus in der Gesellschaft abbauen. Mehr Informationen unter https://kompetenznetzwerk-imf.de/.

Die aej hat in diesem Rahmen unterschiedliche Bildungsformate entwickelt, die für antimuslimischen Rassismus sensibilisieren und sich insbesondere an junge Menschen richten. Mehr dazu auf  https://www.aej.de/bildungsangebote-knw-imf.

Julius Plumeyer

Referent für Öffentlichkeitsarbeit im
Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit

Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej)
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